Die Macht der (Kinder)bücher

     


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Kennen Sie «Jim Knopf», «Der kleine Wassermann», «Pippi Langstrumpf», «Kater Mikesch», «Der glückliche Löwe», «Pitschi», «Pu, der Bär», «Das Doppelte Lottchen» und «Emil und die Detektive», nicht zu vergessen «Alice im Wunderland» oder «Nesthäkchen» und «Ann of Greengabels» – ich könnte noch viele aufzählen. Alle diese Protagonistinnen und Protagonisten kenne ich seit Kindsbeinen. Sie waren meine Freunde, meine Helden, die mich überallhin begleitet haben. Sie haben mir so unbeschreiblich viele glückliche Momente beschert und haben mir aber auch geholfen, unangenehme Situationen spielend zu überstehen. Wenn ich traurig oder ängstlich unter die Bettdecke kroch, haben sie mich getröstet zusammen mit meinem Teddy und meinem Stoffhasen «Lampine». Küsste mich Glückgöttin Fortuna, haben sie gemeinsam mit mir einen fröhlichen Reigen getanzt, gelacht und gefeiert. Sie waren da, wenn ich krank war und haben mich in meinen Fieberträumen in bunte Welten entführt. Dieses Helden meiner Kindertage haben mich stark, mutig und tapfer gemacht. Sie waren mein Kompass in meiner Kinderwelt und haben mich in fantastische Traumwelten entführt. Meistens entwachsen wir dieser magischen Zauberwelt und verlassen diese kindliche Oase irgendeinmal für immer. Vielleicht erinnern wir uns daran, wenn wir selber Kinder haben. Wir hauchen dann unseren inzwischen verstaubten Helden neues Leben ein, damit sie unsere Kindern zum Staunen und Lachen bringen.

    Ich habe keine Kinder, dafür zwei kleine Neffen. Diese beglücke ich gerne und oft mit den Geschichten meiner Kinderhelden. Aber ebenso grosse Freude mit diesen spannenden und fröhlichen Abenteuer einer sorglosen, behüteten (Kinder)welt mache ich mir selbst. Irgendwie ist es mir gelungen, den Kontakt zu diesen wundervollen Freundinnen und Freunden meiner Kindertage aufrechtzuerhalten. Ich habe vor vielen Jahren den Fuss in die Tür zu dieser magischen Welt gestellt, um das Tor in diese poetische Ruhestätte jederzeit aufzustossen. Die Erwachsenenwelt ist manchmal bitter, knallhart, gnadenlos und tut weh – das kennen wir alle. Als Erwachsene verfügen wir über genügend Kompetenzen, Erfahrungen und Know-how, um damit umzugehen. Aber manchmal reicht das nicht – mir jedenfalls nicht. Dann zapfe ich meine wertvollste Ressource aus meinen glücklichen Kindertagen an und rufe diese zauberhaften Geschöpfe der Kinderliteratur auf den Plan. Dann nehme ich den goldenen Schlüssel zur Hand und trete ein durch das sagenhafte Tor ins fantastische Geschichtenland – in eine heile Welt, wo es märchenhaft, friedlich und lustig ist und immer ein Happy End gibt. Dann nimmt mich mein inneres Kind an der Hand und lässt mich einmal mehr die Abenteuer von «Heidi», «Mogli», «Peter Pan», «Tintin et Milou», «Globi», «Fuchur» und «Biene Maja» erleben. Ich entdecke immer neue Fabelwesen und -tiere, die es zu meiner Kinderzeit noch nicht gab. Ich begegne als «grosses Kind» so vielen wunderbaren Figuren und betrete mit ihnen Neuland. Dabei erweitere ich meine Ressourcen und meine Resilienz, und mein Geschichtenschatz wird immer grösser: Ich schwebe, fliege und träume. Die unbeschwerte Seele meines inneren Kindes staunt ab all dem Zauber und Glamour. Es ist verrückt, faszinierend und wunderbar zu gleich – und es gibt mir auch als Erwachsene ein gutes Gefühl, Geborgenheit, Sicherheit, Verlässlichkeit, Zuversicht, und eine grosse Portion Bodenhaftung. Und genau diese Werte benötige ich, um in unserer schnelllebigen, dynamischen und nicht selten chaotischen Welt nicht unterzugehen.

    Bücher haben die Macht, uns in eine andere Welt zu entführen und uns einen anderen Blickwinkel zu eröffnen. Die richtige Geschichte kann Trost spenden, Mut machen, den Spiegel vorhalten, Sinn stiften, Leidenschaften entfachen und sogar Krankheiten heilen. Die Wirkung von Literatur tritt bei Kindern viel unmittelbarer ein als bei Erwachsenen. Kinder durchleben die Geschichte eines Buches so intensiv, als wären sie selbst Teil der Handlung. Sie versetzen sich in die Hauptfigur hinein, meistern gemeinsam bestimmte Anforderungen. Doch auch wir Erwachsene können diesen magischen Balanceakt mit unserem inneren Kind an der Hand vollbringen – eine unglaublich heilsame Erfahrung. Versuchen Sie es – und vertiefen Sie sich in ein Kinderbuch.

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

    Vorheriger ArtikelViel Swissness auf der Bühne
    Nächster ArtikelEffizientes Business Coaching beherrschen